Freitag, 12. Dezember 2014

Schulreife

Anfang Dezember bekamen in Wien alle Vorschulkinder einen Brief von Stadtschulrat: juhu, 2015/16 beginnt der "Ernst des Lebens"! 



Ich selbst bin in einer Kleinstadt mit ca 65.000 Einwohnern aufgewachsen, da gab es pro Stadtviertel eine Volksschule; vielleicht konnte man sich dort noch für die musische Klasse anmelden (ich habe zb Block- und Altflöte lernen können) - aber das wars auch schon. 

Hier in Wien macht uns die Auswahl der Volksschule Bauchschmerzen. Wir wohnen in einem Bezirk, der mit einem Ausländeranteil von 20% (vorwiegend islamisches Religionsbekenntnis) steigend nicht gerade einer der "besten" ist. Gleich vorweg: wir fühlen uns hier sehr wohl, ich habe durch den Kindergarten einen netten Freundinnenkreis kennenlernen dürfen, von denen die wenigstens in Österreich geboren wurden. Aber die Einstellung macht hier den Unterschied, nicht die Muttersprache! 

Wir haben eine öffentliche Volksschule vis a vis unseres Hauses, nur hat diese eben nicht den besten Ruf. Da ich mir selbst ein Bild machen wollte, bat ich den Direktor um ein persönliches Gespräch - und leider konnte dieses mir meine Bedenken nicht komplett nehmen. Seinen Worten zufolge wohnen in unserem Bezirk leider sehr viele Eltern, denen die Bildung ihrer Kinder nichts wert ist. Für mich unvorstellbar, wie kann man den eigenen Kindern die Chance auf ein (vielleicht besseres?) Leben nehmen - hier ist Bildung essentiell! 

Jedoch erhalten natürlich auch in dieser Schule ca 30% der Viertklässer die Gymnasialreife und kommen in Gymnasium sehr gut zurecht. Der Prozentsatz klingt jetzt nicht gerade ermutigend, aber eben mit dem Hintergrundwissen, dass der Bezirk eben nicht der bildungsstärkte ist, finde ich das noch gerade so in Ordnung...

Private Volksschulen gibt es natürlich als Alternative. Schulgeld: 400 Euro/Monat - pro Kind. War ich vor ca zwei Jahren noch überzeugt davon, dass nur diese privaten Einrichtungen für uns in Frage kämen, bin ich das letzte halbe Jahr ins Straucheln gekommen: muss das wirklich sein, wenn wir als Eltern hinter unseren Kindern stehen, sie bei den Hausübungen unterstützen und in der Freizeit entsprechende Förderung (falls notwendig) geben?

Lange Rede kurzer Sinn: wir haben uns jetzt für eine Mehrstufenklasse etwas weiter weg in einer öffentlichen Ganztagsschule angemeldet. Das wäre unsere absolute Traumklasse, wir durften schon einen Unterrichtstag dort verbringen und die zwei Lehrer sind absolute spitze, die Kinder (obwohl ca 80% Migrationshintergrund haben) nett und wissbegierig. Grosses Problem: wir wohnen nicht im direkten Einzugsgebiet der Schule und da es eine Mehrstufenklasse ist, werden für die erste Klasse nur sechs Kinder genommen, drei Mädchen und drei Jungen - davon bräuchte ich ja schon zwei Plätze!

Am 14. Januar haben wir Schuleinschreibung und ich brauche bitte alleallealle gedrückten Daumen von euch, dass wir die Zusage dann schnell bekommen!

Sollten wir diese nicht erhalten, dann werden wir wohl das Risiko "öffentliche VS vor Ort" eingehen. Irgendwie gibt es da einen kleinen "Revoluzzer" in mir, der gegen dieses Privileg der privaten Volksschule ist. Denn gute Bildung sollte doch allen Kindern zugänglich sein und nicht nur denen, dessen Eltern sich eine angeblich bessere Ausbildung leisten können?

Aber Bauchweh ist noch da, grosses.

Habt ihr auch dieses Problem und wie entscheidet ihr euch? Ich würde mich über eure Entscheidungen und die Gedanken dahinter sehr freuen!!!

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